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Und dann kam diese unglaubliche Aufregung wegen der Zeitumstellung. Endlich ein Thema, was ich begriff. Die Rechnung schien logisch: Wenn man alle Uhren im Sommer um eine Stunde vor stellt, bleibt es abends länger hell und es wird weniger Strom für Licht gebraucht. Eine aktive Maßnahme für den Umweltschutz mit so einfachem Mittel. Ich war begeistert und verstand nicht, weshalb sich irgend jemand darüber streiten konnte.
Soweit zu meiner Kindheit. Heute lebe ich seit 30 Jahren ohne Fernseher und bin ausgesprochen froh darüber, auch wenn meine Urgroßmutter mich vermutlich kopfschüttelnd als Ignorantin bezeichnen würde, wenn sie noch lebte. Was ist aus dem halbjährlichen Uhrenumstellen geworden?
Nach anfänglichen Holpersteinen wie Irritationen beim Errechnen von Geburtshoroskopen, Umschalten von Ampeluhren, Verspätetem beziehungsweise verfrühtem Erscheinen in der Schule oder im Büro, missverstandenem Versetzen bei Verabredungen und ähnlichen Kleinigkeiten haben wir uns daran gewöhnt. Wirklich?
Die subjektiv gefühlten Meinungen darüber sind unterschiedlich; es gibt aber ein paar Fakten, die sich mit Zahlen belegen lassen: Zuallererst sei einmal erwähnt. Dass der vielgepriesene Energieeinspareffekt nicht eingetreten ist. Möglicherweise werden ein paar Glühbirnen weniger verbraucht, welche jedoch immer weniger an Bedeutung gewinnen im Zeitalter von Sparlampen und LED. Dafür ist allerdings der zusätzliche Energieverbrauch durch vermehrtes Heizen am früheren Morgen nicht zu vernachlässigen. Schlaue Menschen haben beide Faktoren gegengerechnet und festgestellt: Der Einspareffekt bei Licht wird vom Mehrverbrauch durch Heizen beachtlich übertroffen!
Weitere Fakten sind die Unfallstatistiken. Glücklicherweise wird in diesem Land über so ziemlich alles eine Tabelle geführt, welche eindeutig belegt: Am Montag nach der Umstellung zur Sommerzeit, also am ersten Arbeitstag, an dem wir früher aufstehen müssen, schnellt mit stoischer Regelmäßigkeit die Statistik in die Höhe. Aber wir haben uns doch längst daran gewöhnt…
Wir hier in Mecklenburg kennen noch ein ganz anderes Problem, das Stadtmenschen vermutlich nicht einmal erahnen: Wir leben in einem für Deutschland dünn besiedelten Flächenland und müssen vergleichsweise weite Entfernungen zurücklegen, um zu irgendeiner Art von moderner Infrastruktur zu gelangen. Ein konkretes Beispiel, der Schulbus: Dieser muss letztendlich alle Dörfer anfahren, um die Kinder einzusammeln und zu den verschiedenen Schulen zu bringen. Entsprechend lange benötigt er dafür. Ein Jugendlicher darf morgens um halb sieben das Haus verlassen, um das 20km entfernte Gymnasium zum Unterrichtsbeginn fünf vor acht zu erreichen. Die Grundschüler fahren nur 8km, deshalb beginnt ihre erste Stunde bereits um 7 Uhr und 10 Minuten (!) und die zwischen beiden gelegene Regionalschule entsprechend um halb acht. Der Schulbeginn ist nach dem Bus getaktet.
Im Klartext heißt das, ein Sechsjähriger Erstklässler muss deutlich vor 6 Uhr morgens aufstehen. Nach Winterzeit verlässt er also um halb sechs das Haus. Davon einmal abgesehen, dass mein Kind derart zeitig noch kein Frühstück hinunter bekommt und folglich die erste Stunde mit knurrendem Magen verbringt, haben wir ein Kleiderproblem: Bis in den späten Mai ist die Wiese neben der Bushaltestelle morgens gefroren, auch wenn es mittags sommerlich warm wird. Wie soll ich das Kind kleiden? Schneeanzug für die Hinfahrt und Shorts für Zurück? Wir haben uns für eine leichte Jacke und morgendliches Frieren entschieden, was natürlich die Laune für den anstehenden Schulalltag mächtig steigert. Ich weiß, Menschen in dichter besiedelten und wärmeren Gegenden kennen dieses Problem nicht, und das ist logischerweise die Mehrheit.
In einer Radioumfrage haben sich zum großen Erstaunen der Moderatoren sogar viele Anrufer dafür ausgesprochen, die Winterzeit abzuschaffen und immer mit Sommerzeit zu leben! Sie berichteten von abendlichem Joggen und Straßencafes im Sommer. Das hätte immerhin den Vorteil, dass der halbjährliche Wechsel entfiele. Ich bin sicher, keiner dieser Hörer muss um halb sechs morgens aufstehen und seine Kinder sowie sich selbst bei schönstem Tageslicht ins Bett stecken, damit sie in der Dämmerung ausgeschlafen sind.
Mich beschäftigt noch ein weiterer Aspekt: unsere innere Uhr, in der Naturheilkunde Organuhr genannt. Demnach gibt es für jede Körperfunktion eine bestimmte, ungefähr zwei Stunden andauernde Tageszeit, in der die entsprechende Drüse ihre Hauptaktivität hat. Diese Organuhr kennt selbstredend keine Zeitumstellung. Morgens um 7 beispielsweise beginnt die Magenstimulierung, im Idealfall passend zum Frühstück. Davor hatte der Dickdarm sein Hoch, was er uns gerne durch den frühen Gang zur Toilette beweist. Nachmittags zwischen 15 und 17 Uhr ist der optimale Moment, Süßes zu verdauen, weil die Milz aktiv ist. Nicht zufällig ist dort die Kaffee-und-Kuchen-Zeit. Wer ein klein wenig auf seinen Körper und dessen Signale achtet, wird feststellen, dass wir scheinbar von alleine einen Lebensstil in Harmonie mit der Organuhr anstreben, leider nur oft nicht vollständig umsetzen können, da Schule, Büro, andere Termine und nicht zuletzt die Sommerzeit uns einen anderen Rhythmus aufzwingen.
Aber wir haben uns ja daran gewöhnt, unsere Körpersignale zu ignorieren und vermeintliche Mängel durch Ersatzmaßnahmen zu kompensieren. Es fehlt eigentlich nur noch eine Statistik, die diese Folgeschäden einmal in Zahlen benennt
Daylight saving time versus winter time
I was seven years old and living with my great-grandmother when daylight saving time was introduced. I remember it so well because we watched the news together in the evening before I went to bed. From this phase of my childhood, exactly four television images have remained in my mind, for whatever reason: These included the Saturday night draw of the lottery numbers -grandma played regularly and I was allowed to control the hits-; the show “Non-stop” with Rudi Carell, who is responsible for the fact that even today listening to a Dutch accent warms my heart; and the Tagesschau. As a rule, I found them boring, dreaded the eternal images of war from Israel and Palestine. Even as a child, it seemed inexplicable to me why dead people were shown every day and why the football results and the weather report followed in the same tone after a short respite. I didn’t understand the rest of the show anyway, but I sat dutifully in front of the apparatus, because grandma thought it was important.
And then came this incredible excitement about the time change. Finally a topic I understood. The calculation seemed logical: If you put all clocks one hour ahead in summer, it stays bright longer in the evening and less electricity is needed for light. An active measure for environmental protection with such a simple means. I was thrilled and didn’t understand why anyone could argue about it.
So much for my childhood. Today, I’ve been living without a TV for 30 years and I’m very happy about it, even though my great-grandmother would probably call me an ignoramus if she were still alive. What happened to the semi-annual clock changeover?
After initial bumpy stones such as irritations when calculating birth charts, switching traffic light clocks, late or premature appearance at school or in the office, misunderstood transfer at appointments and similar trifles, we have become accustomed to it. Real?
The subjectively perceived opinions about it are different; But there are a few facts that can be backed up with figures: First of all, let me mention. That the much-vaunted energy-saving effect did not materialise. It is possible that a few light bulbs are used less, but they are becoming less and less important in the age of energy-saving lamps and LEDs. However, the additional energy consumption due to increased heating in the early morning is not negligible. Smart people have offset both factors and found: The saving effect of light is considerably exceeded by the additional consumption through heating!
Other facts are the accident statistics. Fortunately, a table is kept for pretty much everything in this country, which clearly proves that on the Monday after the changeover to daylight saving time, i.e. on the first day of work on which we have to get up earlier, the statistics skyrocket with stoic regularity. But we’ve gotten used to it a long time ago…
We here in Mecklenburg know a completely different problem that city dwellers probably do not even suspect: We live in a sparsely populated country for Germany and have to travel comparatively long distances to get to any kind of modern infrastructure. A concrete example, the school bus: It ultimately has to drive to all villages to collect the children and bring them to the various schools. He needs a correspondingly long time for this. A teenager is allowed to leave the house at half past seven in the morning to reach the grammar school 20km away at the beginning of lessons five to eight. The primary school children drive only 8km, so their first lesson starts at 7 o’clock and 10 minutes (!) and the regional school located between the two accordingly at half past eight. The start of school is timed according to the bus.
In plain language, this means that a six-year-old first grader has to get up well before 6 o’clock in the morning. After winter time, he leaves the house at half past six. Apart from the fact that my child does not get breakfast down so early and consequently spends the first hour with a growling stomach, we have a clothing problem: Until late May, the meadow next to the bus stop is frozen in the morning, even if it gets warm at noon. How should I dress the child? Snowsuit for the outward journey and shorts for the return? We opted for a light jacket and morning freezing, which of course greatly increases the mood for the upcoming school day. I know people in more densely populated and warmer areas do not know this problem, and logically that is the majority.
In a radio survey, to the great astonishment of the presenters, many callers even spoke out in favour of abolishing winter time and always living with summer time! They reported evening jogging and street cafes in the summer. This would at least have the advantage that the half-yearly change would be omitted. I am sure that none of these listeners has to get up at half past six in the morning and put their children and themselves to bed in the most beautiful daylight so that they are well rested at dusk.
I am also concerned with another aspect: our internal clock, called organ clock in naturopathy. Accordingly, for each bodily function, there is a specific, approximately two-hour time of day, in which the corresponding gland has its main activity. Of course, this organ clock does not know any time change. At 7 in the morning, for example, the stomach stimulation begins, ideally suitable for breakfast. Before that, the colon had its high, which it likes to prove to us by going to the toilet early. In the afternoon between 15 and 17 o’clock is the optimal moment to digest sweets, because the spleen is active. It is no coincidence that it is coffee and cake time. If you pay a little attention to your body and its signals, you will notice that we seem to strive for a lifestyle in harmony with the organ clock on our own, unfortunately often cannot fully implement it, because school, office, other appointments and not least summer time impose a different rhythm on us.
But we have become accustomed to ignoring our body signals and compensating for supposed deficiencies with substitute measures. The only thing missing is a statistic that names these consequential damages once in numbers.